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Gefährliche Erreger

Zombie-Viren im Permafrost: Lauert im Eis eine tödliche Gefahr?

  • Aktualisiert: 29.01.2024
  • 15:00 Uhr
  • Sven Hasselberg
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© picture alliance / SULUPRESS.DE | Torsten Sukrow

Taut der Permafrost in Sibirien, könnte dies Jahrtausende alte Zombie-Viren freisetzen, die bislang etwa im Eis eingeschlossen waren. Auch neue Pandemien wären so möglich Hier erfährst du, wie gefährlich die Krankheitserreger wirklich sind.

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Das Wichtigste zu Zombie-Viren

  • Zombie-Viren sind Viren, die nach 30.000 bis 50.000 Jahren wiederbelebt wurden.

  • Sie waren im Permafrost von Sibirien tiefgefroren. Ein französisches Forschungsteam hat vor kurzem 13 bisher unbekannte Arten im Labor nun reanimierte.

  • Zuletzt konnten 14.000 Jahre alte Fadenwürmer nach dem Auftauen wiederbelebt werden.

  • Taut der Klimawandel den Permafrost auf, könnten Wildtiere die auferwachten Viren als Zwischenwirte weitertragen, woraus sich Zoonosen entwickeln könnten. 

Im Clip: Wie Viren im Körper wirken

So wirken Viren im Körper

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Zombie-Viren: Gefahr aus dem Eis

Ein Forschungsteam von der Universität Marseille hatte Viren aus dem sibirischen Permafrost geborgen und reanimiert. Wie Zombies lagerten sie dort in einem "untoten" Zustand, bis sie
wiederbelebt wurden.

Nach einem Winterschlaf von rund 30.000 Jahren wurden den 13 Viren Amöben, also Einzeller, angeboten. Alle Viren waren in der Lage, die ihnen angebotenen Wirte zu infizieren.

Die Forschenden gehen davon aus, dass durchaus auch Viren, die schon 50.000 Jahre im Eis schlummern, nach dem "Auftauen" wieder aktiv sein können.

Der Permafrostboden birgt prähistorische Tierkadaver oder Pflanzenreste wie eine natürliche Tiefkühltruhe – und mit ihnen auch Viren oder Bakterien, die eingeschlossen wurden. Mehr zum Permafrost erfährst Du unten.

Bedingt durch den Klimawandel könnten dieses Dauerfrostböden nun vermehrt schmelzen und nicht nur die Viren, sondern auch Bakterien freisetzen, die Menschen gefährlich werden könnten. Die reale natürliche Gefahr für Menschen wird derzeit nicht als besonders groß eingeschätzt, ist aber auch nicht auszuschließen. Vor allem wegen der Klimaerwärmung wird befürchtet, dass durch tauende Böden und Eisschmelze nicht nur CO2 und Methan entweichen, sondern auch Krankheitserreger freiwerden, die wiederum neue Pandemien auslösen könnten.

Wissenschaftler:innen gehen davon aus, dass die Freisetzung eines Milzbranderregers aus dem Eis bereits ein Massensterben unter Rentieren ausgelöst hat. Es gibt den Verdacht, dass 2016 in Sibirien auch Menschen infiziert wurden. Als besonderer Risikofaktor gelten Wildtiere, die als Zwischenwirt fungieren könnten und die aufgetauten Viren aufschnappen und als Zoonose an den Menschen weitergeben. Auch dieses Risiko ist aber schwer einzuschätzen.

Krankheit X: Sind Zombie-Viren die Ursache?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet als Krankheit X unbekannte Erreger, die das Potenzial haben, zu einer Epidemie oder Pandemie zu führen. Kürzlich wurde bei dem Weltwirtschaftsforum in Davos diskutiert, wie man sich auf neuen Krankheiten vorbereiten kann. Seitdem machen im Internet verstärkt Verschwörungstheorien die Runde, dass es dabei um ein absichtlich freigesetztes Virus ginge, das bereits im Umlauf sei. Die WHO wies das zurück und machte darauf aufmerksam, dass das Ziel ist, sich auf zukünftige Krankheiten vorzubereiten.

Wissenschaftler:innen sind sich auch einig, dass hier noch viel weitere Forschung notwendig ist, um die Gefahren definieren zu können.

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Im Video: Intaktes Fossil in Russlands Permafrost gefunden

42.000 Jahre altes Fohlen Fossil gefunden

Viren: So funktionieren sie

🦇 Vorkommen: Viren brauchen eine Wirtszelle. Also kommen sie in menschlichen, tierischen oder pflanzlichen Zellen oder in Mikroorganismen vor. Außerhalb der Zellen können sie eine Weile überleben und infektiös sein. Allerdings sterben sie nach einer Zeit ohne Wirt ab.

🤧 Risikofaktor: Bei jedem Virus ist sowohl das Risiko seiner Übertragbarkeit als auch das Risiko der Schwere der Krankheit oder des Todes unterschiedlich. Viele Kinderkrankheiten wie Masern oder Windpocken sind Viruskrankheiten. Auch Tollwut oder Grippe werden durch Viren hervorgerufen. Andererseits gibt es Viren, die ungefährlich sind. Meist hilft ein starkes Immunsystem, viele abzuwehren.

2️⃣ Vermehrung: Der Virus vermehrt sich nur dank der Wirtszelle. Er dockt an ihr an, sein Erbgut wird freigesetzt. Dadurch lässt er die Wirtszelle sämtliche Bauteile des Virus produzieren und zusammensetzen. So vervielfältigten sich Viren. Das Absterben der Wirtszelle setzt dann wiederum die neu entstanden Viren frei. Unterwegs kann ein Virus mutieren, also in einer neuen Variante auftreten, wie Corona dies deutlich gezeigt hat.

🦠 Überleben: Eigentlich ist dies das falsche Wort, da ein Virus kein Lebewesen ist. Aber die Dauer seines Bestehens kann unterschiedlich sein. Auch unterscheidet sich die von der Dauer der Infektiosität. Zombieviren beweisen, dass Viren Jahrtausende lang in einem inaktiven Zustand "überleben" können. Auch die Mutationen sichern den Fortbestand, da der Virus sich resistent gegen seine Feinde wie etwa Impfstoffe macht.

🗣 Ansteckung: Die Übertragungswege von Viren sind vielfältig und unterschiedlich. Oft ist es wichtig, dass eine bestimmte Virenmenge, die infektiös sein muss, übertragen wird. Das kann je nachdem durch Tröpfcheninfektion beim Sprechen, Husten, Niesen oder Atmen passieren, so wie du das von Corona kennst. Auch der Austausch bestimmter Körperflüssigkeiten wie Blut oder Sperma im Falle von HIV kann ein Weg sein. Andere Viren können durch Schmierinfektion, also eine Kette von Berührungen, übertragen werden.

💉 Heilung: Antibiotika helfen bei Viren nicht. Es gibt Medikamente, Virostatika, die Linderung verschaffen können. Gegen viele Viren wurden Impfstoffe entwickelt, die schützen. Bei einigen Viren bewirkt eine Infektion auch eine folgende Immunität dagegen.

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Viren, Bakterien, Keime: Das ist der Unterschied

Spricht man von Keimen im Zusammenhang mit Mikroorganismen, handelt es sich um den Überbegriff für Krankheitserreger. Dazu zählen unter anderem Bakterien, Viren, Sporen, Pilze oder Parasiten.

Der Unterschied zwischen Viren und Bakterien liegt hauptsächlich darin, dass Bakterien einzellige Lebewesen sind. Sie vermehren sich durch Zellteilung, bewegen sich oft mit Geißeln fort und einige benötigen Sauerstoff, andere können ihn nicht ertragen. Bakterien kommen im Wasser, der Erde, der Luft vor. Machen sie krank, helfen meist Antibiotika dagegen. Oft sind sie aber nützlich, so benötigen wir die Darmbakterien zum Beispiel für den Stoffwechsel.

Viren sind keine Lebewesen, sondern Eiweiß-Partikel, die eigenes Erbgut besitzen, das mutieren kann und dafür sorgt, dass der Wirt und seine Zellen krank werden. Sie brauchen diesen Wirt, da sie keinen eigenen Stoffwechsel haben und somit keine Energie erzeugen können. Die folgende Grafik zeigt Dir den Unterschied zwischen einer Bakterienzelle und einem Virus.

Aufbau von Bakterienzelle und Virus

Bakterien sind, im Gegensatz zu einem Virus, ein Lebewesen,
Bakterien sind, im Gegensatz zu einem Virus, ein Lebewesen,© Galileo
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Permafrost: Die natürliche Kühltruhe

Die Dauerfrostböden sind keineswegs allein vereiste Stellen wie Gletscher oder das ewige Eis. Darüber kann sich durchaus eine Schicht Erde und Vegetation befinden. Diese Auftauschicht ist zwischen 30 Zentimetern und zwei Metern dick und taut im Sommer. Allerdings sind die Permafrostböden darunter gefroren. Sie können 1,5 Kilometer tief reichen. Per Definition müssen sie mindestens zwei Jahre in Folge dauergefroren sein.

Permafrost im Unterboden: Solche Dauerfrost-Böden, wie dieser  in Alaska, kommen meist in nördlichen Breiten und kalten Klimazonen, wie Hochgebirgen, vor.
Permafrost im Unterboden: Solche Dauerfrost-Böden, wie dieser  in Alaska, kommen meist in nördlichen Breiten und kalten Klimazonen, wie Hochgebirgen, vor.© picture alliance / WILDLIFE | WILDLIFE/H.Schweiger

Die meisten Permafrostböden kommen in Sibirien, Kanada und Alaska vor, aber auch in China, Skandinavien und anderen Regionen. In Deutschland gibt es nur einen Dauerfrostboden, nämlich auf der Zugspitze. Meistens stammt der Permafrost aus der letzten Eiszeit vor 10.000 bis 20.000 Jahren.

Schreitet der Klimawandel weiter so voran, gehen Forschende davon aus, dass noch in diesem Jahrtausend 75 Prozent der Permafrostböden schmelzen könnten. Sie verwandeln sich dann meist in eine Sumpflandschaft. Dadurch werden aber auch Unmengen problematischer Treibhausgase wie Methan oder CO2 freigesetzt, die bisher gebunden waren.

Die Menschen besiedeln diese Gebiete zunehmend, vor allem, da hier vermehrt Rohstoffe freigelegt werden, die nun gefördert werden können.

Immer wieder werden in den Böden eingefrorene Tiere wie Mammuts gefunden – und zwar nicht nur deren Knochen, sondern auch Fell, Wolle, Blut oder Fleisch. Das folgende Video vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) erklärt Dir den Permafrost und sein Auftauen genauer.

Im Video: So wurde der Permafrost gebildet

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Häufige Fragen zu Zombie-Viren

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