"The Voice"-Siegerin Malou Lovis veröffentlicht Debütalbum

Welcher Auftritt in so einem Finale von "The Voice of Germany" ist wohl der schwierigste? Das Duett mit einem etablierten Popstar? Die Solo-Performance, mit der man am Ende die Gunst des TV-Publikums auf seine Seite ziehen will? Oder aber die Performance nach dem Sieg, wenn das Konfetti zu den eigenen Füßen liegt, man selbst noch gar nicht glauben kann, dass man gerade gewonnen hat und dann auch noch die schillernden Coaches um einen herum hüpfen – und man trotzdem noch einmal ranmuss? Wenn man sich das Finale der 13. Staffel noch einmal schaut, das die damals 24-jährige Kölnerin Malou Lovis für sich entscheiden konnte, muss man wohl sagen: Es ist die letzte Performance, kurz vor dem Abspann. Aber Malou hat auch diese gemeistert, nachdem sie erst mit Bühnenprofi James Blunt "All The Love That I Ever Needed" im Duett sang und den fast ein wenig blass aussehen ließ, um dann ihre erste Single "Glacier Rivers" zu performen.

Dieser letztgenannte Auftritt war es wohl, der ihren Sieg fixmachte. Die 24-jährige Kölnerin stand allein auf der Bühne, trug ein dunkelblau schimmerndes Sakko, stylische Ohrringe, ihr Septum-Piercing und ihre moderne lila Wollmütze. Und dann sang sie Zeilen, die unter die Haut gingen. "Glacier Rivers" ist nämlich mitnichten ein Song über die Schönheit der Natur oder den Klimawandel. Die "Gletscher-Flüsse" stehen hier als Metapher für ein Coming-out. Was für ein mutiger Schritt!

Dass Malou diesen Song nicht auf ihrem Debütalbum hat, das am 7. März erscheint, liegt wohl vor allem daran, dass sie seitdem viele weitere, sehr gute Lieder aufgenommen hat. Ihre elf Lieblinge versammelt sie nun auf "things i wrote down last night": Sehr atmosphärische, mal poppige, mal unter die Haut kriechende emotionale Songs, die allesamt direkt aus ihrem Leben und ihren Empfindungen erzählen – und oft tatsächlich kurz vor dem Einschlafen ihren ersten kreativen Funken schlagen. Malou sagt dazu: "Die meisten meiner Songs entstehen aus abendlichen Tagebucheinträgen oder Gedanken und Emotionen, die mir nachts kommen. Also aus diesem Gefühl, wenn man, bevor man einschläft, unbedingt noch diesen einen Gedanken aufschreiben muss, der einem nicht aus dem Kopf geht und sonst wach halten würde. Ich finde, genau dieser Zustand, kurz vor dem Einschlafen, hat etwas sehr inspirierendes."

Fünf Songs erschienen bereits vorab: Darunter das treibende "Want It Back", dass man sich auch gut in einem elektronischen Remix vorstellen kann, obwohl Malou hier sehr emotional singt. Balladesk und ganz auf ihr Timbre konzentriert, ist "Twenty-Five", während sich "Black Suits and Misery" traut, mal auf Coldplay’eskes Pathos zu setzen, was hier erstaunlich gut passt. "Insecure" wiederum ist ein Lied für Konzertmomente mit Feuerzeugen bzw. Handylampen, während "Step By Step" gekonnt mit Stimmungswechseln spielt und mal bloß mit Piano und Stimme funktioniert, um dann plötzlich üppig und soulig zu werden.