Wenn die Angst sich selbstständig macht
Generalisierte Angststörungen
- Veröffentlicht: 15.09.2017
- 11:32 Uhr
Angst ist eine natürliche Reaktion, die uns Menschen vor gefährlichen Situationen warnt und beschützt. Sie gehört zu den sogenannten Urinstinkten und stellt im Normalzustand keine Beeinträchtigung oder Belastung des täglichen Lebens dar. Bei einer generalisierten Angststörung verselbstständigt sich dieses Gefühl jedoch und nimmt übergroße Ausmaße an.
Gesunde Vorsicht oder krankhafte Angst: Wann spricht man von einer Angststörung?
Um zu verstehen, was eine generalisierte Angststörung ist, ist es wichtig zu wissen, dass Angst im täglichen Leben ein ganz normaler Begleiter ist. Der eine fürchtet sich vor Spinnen, während der nächste seine Haustür aus Furcht vor Einbrechern lieber zweimal abschließt. Sobald die Ängste aber ein übersteigertes Ausmaß annehmen und den Betroffenen in seinem täglichen Leben einschränken, kann von einer Angststörung gesprochen werden. Wer zum Beispiel nicht mehr mit dem Bus zur Arbeit fahren kann, weil ihm die vielen Menschen auf engem Raum Angst einjagen, oder wer auf offenen Plätzen regelmäßig Schweißausbrüche und Panikattacken bekommt, der leidet mit großer Wahrscheinlichkeit an einer Angststörung.
Angst als ständiger Begleiter: Was ist eine generalisierte Angststörung?
Agoraphobie (Angst vor offenen Plätzen), Klaustrophobie (Angst vor engen Räumen) oder Arachnophobie (Angst vor Spinnen) – die Liste der verschiedenen Angsterkrankungen ist lang. Bei den soeben aufgezählten Arten von psychischen Störungen handelt es sich um spezifische Angsterkrankungen, bei denen sich die Furcht meist auf eine bestimmte Situation oder ein konkretes Objekt bezieht. Generalisierte Angststörungen hingegen sind meist nicht auf ein Objekt oder eine Situation bezogen, sondern präsentieren sich deutlich diffuser: Betroffene haben generell eine starke Angst vor verschiedenen bedrohlichen Szenarien wie Autounfällen, schweren Krankheiten oder dem Tod eines geliebten Menschen. Bei der generalisierten Angststörung ist die Furcht übersteigert und dehnt sich auf verschiedene Lebensbereiche aus. Dadurch können die erstickenden Angstgefühle praktisch jederzeit und an jedem Ort auftauchen.
Generalisierte Angst: Einschränkungen und Folgen
Wer unter einer generalisierten Angststörung leidet, kann sich nur selten wirklich entspannen. Häufig treten die Angstsymptome mehrfach am Tag und über längere Zeiträume hinweg auf. Damit einhergehende körperliche Symptome, wie Schweißausbrüche, Herzrasen, Übelkeit oder Verspannungen, werden von den Betroffenen oftmals nicht als Ausdruck der Angst erkannt. Anders als bei Panikattacken können die Symptome einer generalisierten Angststörung dauerhaft bestehen bleiben, was für Betroffene in einer ernsthaften psychischen wie auch physischen Belastung endet. Klassische Folgen sind der soziale Rückzug, die Flucht in Alkohol oder Drogen, um die Angst zu betäuben, oder schlimmstenfalls auch der Suizid. Eine generalisierte Angststörung ist häufig an eine Depression gekoppelt und kann mitunter auch zur Ausbildung einer Zwangsstörung wie etwa einem Kontrollzwang führen.
Behandlungsmethoden: Ist eine generalisierte Angststörung heilbar?
Wie bei den meisten psychischen Erkrankungen gibt es auch für Menschen, die unter einer generalisierten Angststörung leiden, vielversprechende Prognosen. Wichtig ist, dass Betroffene sich möglichst schnell an ihren Arzt wenden, damit die Folgen der Erkrankung früh eingedämmt bzw. schon im Entstehen gehindert werden können. Nach der Diagnose folgt meist eine therapeutische Behandlung, die oftmals durch eine medikamentöse Therapie ergänzt wird. Vor allem die kognitive Verhaltenstherapie kommt oft zum Einsatz, um Patienten mit einer generalisierten Angststörung langfristig und effektiv zu helfen. Dabei geht es in erster Linie darum, Angst-vermeidendes Verhalten zu verhindern und stattdessen angstauslösende Situationen bewusst durchzustehen. Auf diese Weise kann der Patient lernen, mit Ängsten umzugehen bzw. ein normales Verhältnis zu ihnen entwickeln.