Kosten & Ablauf
Social Freezing & künstliche Befruchtung: Was du über eine Kinderwunsch-Behandlung wissen solltest!
- Aktualisiert: 04.11.2024
- 18:57 Uhr
- Sabine Rodenbäck
Jedes sechste Paar in Deutschland ist ungewollt kinderlos. So auch Susanne und ihr Partner. Drei Jahre lang versuchte sie, mit künstlicher Befruchtung schwanger zu werden. Wie Susanne die Behandlung erlebte, erzählt sie im taff Spezial "Die Kinderwunsch-Frage: Nachwuchs ja oder nein?"
Familie = Mutter, Vater, Kind
"Für mich gehörte Mutter-Vater-Kind einfach zur Vorstellung von Familie", erzählt Susanne. Die 47-Jährige wollte immer Mutter werden. Im Alter zwischen 20 und 35 passte ein Kind nicht in ihr Leben, als sie mit Ende 30 als Single auf Partnersuche geht, ist eine der zentralen Fragen, die bei Dates schnell auf den Tisch kommt: "Willst du Kinder?"
Susanne findet einen Partner, der ebenfalls einen Kinderwunsch hat. Als es auf natürlichem Weg nicht klappt und sie den Druck aus ihrem Umfeld immer stärker spürt, lässt sie sich mit Anfang 40 in einer Kinderwunsch-Klinik durchchecken. Ein Martyrium beginnt. Spritzen, Medikamente, Arztbesuche. Und immer wieder die Enttäuschung, dass es nicht geklappt hat. Nach drei Jahren erfolgloser Kinderwunsch-Behandlung will ihr Partner abbrechen. Doch Susanne kann nicht aufgeben: "Ich habe noch eine Zeit lang alleine weiter gemacht". Irgendwann geht es nicht mehr. Sie verabschiedet sich vom Kinderwunsch und spürt Erleichterung und Trauer zugleich: "Ich habe Rotz und Wasser geheult, weil ich wusste, es ist vorbei."
Was passiert bei einer künstlichen Befruchtung?
Je nach Ursache der Kinderlosigkeit gibt es unterschiedliche Methoden der künstlichen Befruchtung. Bei der Insemination spritzt man Samenzellen direkt in die Gebärmutter, den Gebärmutterhals oder den Eierstock. Sie müssen dann selbstständig bis zur befruchtungsfähigen Eizelle finden. Die klassische In-Vitro-Fertilisation (IVF) ist die Befruchtung im Reagenzglas und bei der Mikroinjektion oder intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) wird eine Samenzelle direkt in die weibliche Eizelle injiziert. Bei der GIFT-Methode (Intratubare Gametentransfer) werden der Frau mithilfe einer Bauchspiegelung Eizellen entnommen. Die werden zusammen mit aufbereiteten Samenzellen des Partners in einen oder in beide Eileiter gespritzt. Auch die künstliche Befruchtung ist nachhaltiger geworden: Die Kryokonservierung nutzt die bei IVF und ICSI befruchteten Eizellen für weitere Versuche. Sie werden eingefroren und später wieder aufgetaut, um in die Gebärmutter eingesetzt zu werden (Kryotransfer). So muss die Frau die Hormonstimulation und Eizellenentnahme nicht noch einmal wiederholen.
Strapaziöse Behandlung
Vor einer IVF wird in der Regel eine Behandlung mit Hormonen durchgeführt. Am Anfang steht die sogenannte Downregulation. Dabei unterdrücken Hormonpräparate die körpereigene Hormonausschüttung der Frau und verhindern so einen unkontrollierten Eisprung. 14 Tage danach werden die Eierstöcke mit einem Medikament angeregt, möglichst viele Eizellen zu produzieren. Entweder mittels Tablette oder Spritzen, die sich die Frauen selber spritzen. Eine Prozedur, die viele Frauen als anstrengend empfinden.
Die Hormonstimulation kann seelisch und körperlich belasten und mit gesundheitlichen Risiken verbunden sein. Das Zermürbende: Warten auf Ergebnisse und die Enttäuschung, wenn die aufwendige Behandlung fehlschlägt. Die Wahrscheinlichkeit, durch die Methoden IVF, ICSI oder Kryotransfer schwanger zu werden, liegt derzeit bei knapp 31 Prozent.
Kostenübernahme nur teilweise
Die Krankenkassen übernehmen die Hälfte der Kosten bei verheirateten heterosexuellen Paaren für drei Versuche, wenn der Samen vom Ehemann stammt. Die Kryokonservierung, also das Einfrieren von übrig gebliebenen, befruchteten Eizellen, übernehmen die Kassen nicht.
Ein Behandlungszyklus kostet etwa 4000 Euro. Das Einfrieren und Lagern von befruchteten Eizellen für sechs Monate kostet etwa 700 Euro, ein Kryotransfer rund 1000 Euro.
Social Freezing: zeitlicher Aufschub?
"Ab 40 wird es wirklich schwierig, schwanger zu werden", betont Reproduktionsmediziner Dr. med Jörg Puchta im taff Spezial. Social Freezing, also das Einfrieren von Eizellen, kann den Frauen, die das Kinderkriegen noch verschieben wollen, ein Backup bieten. Der Ablauf ist simpel: Ein eingenommenes Medikament sorgt dafür, dass in einem Zyklus mehr als eine Eizelle produziert wird, damit man möglichst viele unter einer Kurznarkose entnehmen kann. Anschließend werden die Eizellen schockgefrostet und eingelagert. Die Kosten liegen bei etwa 2000 bis 4000 Euro.
Der Abschied vom Kinderwunsch
Bei Susanne und ihrem Partner hat es mit der Familiengründung nicht geklappt. Eine Ärztin bescheinigte ihr später, dass eine Kinderwunschbehandlung bei ihr niemals erfolgreich hätte verlaufen können. Inzwischen ist sie dankbar für das, was sie hat, und hilft anderen, mit ihrem Schicksal klarzukommen. "Kinderwunschlos glücklich" heißt der Podcast, in dem Susanne seit drei Jahren Mutmachergeschichten erzählt, um Betroffenen zu zeigen: Ihr seid nicht allein.
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