"Barbie – The Album" ist mindestens so spektakulär wir der Film
- Veröffentlicht: 01.08.2023
- 08:00 Uhr
Das Wichtigste in Kürze
Im Blockbuster Duell mit "Oppenheimer" ging Greta Gerwigs "Barbie" als Siegerin vom Platz. Auch das Album zum Film dürfte ein Topseller werden. Kein Wunder, mit Künstlerinnen wie: Lizzo, Dua Lipa, Charlie XCX, Sam Smith, HAIM, Billie Eilish oder Nicki Minaj und Ice Spice, die sich Aquas 90s-Hit "Barbie Girl" vornehmen.
Mehr pink war selten in einem Kinosommer. Schon seit Monaten wartete die ganze Welt auf Greta Gerwigs sehr eigene filmische Interpretation der berühmten wie umstrittenen "Barbie"-Puppe. In diversen Interviews, unter anderem bei der New York Times, gestand die sonst eher für tolle Indie-Produktionen zuständige Regisseurin, sie habe sich oft gefragt: "Warum lässt mich Mattel das alles machen?" Inzwischen dürfte die Antwort klar sein: Gerwigs feministischer Ansatz, der aber Kapitalismus-Kritik völlig ausspart, macht die Puppe aufregender denn je – und liefert zugleich eine pinkfarbene Laderampe für Tonnen von Merchandise-, Beauty- und Fashion-Produkten. Auf einmal ist "Barbie" wieder cool – und zugleich stellt man sich nach diesem quietschbunten, cleveren Spektakel interessante Fragen zum Thema Männlichkeit und Patriarchat. Denn das ist wohl der größte Clou des Films: Ken, der keine Aufgabe hat, außer den Barbies zu gefallen, entdeckt in der realen Welt das Patriarchat – und findet es natürlich geil. Seine in Songform gegossenen Selbstzweifel finden sich nun auch auf diesem ebenso bunten wie unterhaltsamen "Barbie – The Album". Zum Gitarrenspiel von Guns’n’Roses-Gitarrist Slash, singt Ryan Gosling höchstselbst: "'Cause I'm just Ken / Anywhere else I'd be a ten / Is it my destiny to live and die a life of blonde fragility? / I'm just Ken / Where I see love, she sees a friend / What will it take for her to see the man behind the tan and fight for me?" Interessant ist auch die teilweise hysterische Rezeption des Films – vor allem Amerika. Dort sind vor allem die Ultra-Konservativen, Maskulinisten und Anti-Feministin in Schnappatmung geraten, weil dieser Film angeblich – Skandal! – Männer diskriminiere. Der Film sei "anti-Ken" und "anti-men." Da kann man(n) sich wirklich nur an den Kopf fassen …
Wie auch im Film sind es aber die Frauen, die auf "Barbie – The Album" den Ton angeben. Und es ist wirklich erstaunlich, wie viele große Namen hier in der Tracklist versammelt sind. Da wäre zum Beispiel Billie Eilish, die mit "What Was I Made For" eine wundervolle Ballade haucht. Lizzo liefert eine Disco-Hymne auf die Farbe "Pink". Dua Lipa spielt nicht nur im Film mit, sondern war mit "Dance The Night" auch für die erste, extrem erfolgreiche Vorabsingle zuständig. Danach kam das Generationentreffen der großen US-Rapperinnen mit einer dänischen Pop-Band: Nicki Minaj und die Drill-Rapperin Ice Spice rappen über den kultigen Aqua-Hit "Barbie Girl" und machen was ganz Eigenes draus. Charlie XCX, die das gerade durch die Decke gehende Genre Hyperpop schon vor Jahren in die Welt brachte, ist mit "Speed Drive" in Topform, während HAIM und PinkPantheress die Indie-Crowd pleasen. Der non-binäre Superstar Sam Smith bringt mit "Man I Am" einen interessanten Blick auf das Mannsein – was mit einer Perspektive jenseits von Gender natürlich doppelt spannend ist. Dominic Fike, dessen Musikkarriere durch die zweite "Euphoria"-Staffel noch weiter durch die Decke ging, säuselt ein charmantes "Hey Blondie", während Kevin Parker von Tame Impala mit "Journey To The Real World" den perfekten 80s-Sound für eben diese Reise komponiert hat, die der Titel verspricht.
Executive Producer des Albums war neben Gerwig, die in Musikerinnenkreisen bereits hoch geschätzt wird, außerdem Star-Produzent Mark Ronson. Kein Wunder also, dass all die Großen kamen, wenn Gerwig, Ronson und vor allem Barbie rufen.