Botox als Heilmittel? So soll Botox gegen Zähneknirschen, Migräne und Co. helfen
- Veröffentlicht: 20.04.2022
- 08:51 Uhr
Das Nervengift Botox (Botulinumtoxin A) ist vor allem bekannt zur Botox-Behandlung gegen Falten im Gesicht, insbesondere auf der Stirn sowie um die Augen und die Lippen herum. Eine Botox-Behandlung soll aber auch u.a. gegen Migräne, Zähneknirschen und Schweißausbrüche helfen. Wie funktioniert das und welche Botox-Nebenwirkungen kann es geben?
Was ist Botox eigentlich?
Botox ist ein sehr starkes Nervengift. Es wird aus dem Bakterium Clostridium botulinum gewonnen und hat die Fähigkeit, Muskeln zu lähmen, was u.a. bewirkt, dass sich Muskeln entspannen oder Falten geglättet werden können. Es wird in der ästhetischen Medizin, aber auch in der Neurologie (u.a. bei extremen Muskelkrämpfen) eingesetzt.
Was macht Botox im Körper?
Botox blockiert, injiziert in einen Muskel, die Nerven bzw. die Übertragung von den Nervenzellen zum Muskel. Noch genauer? Botox hemmt die Ausschüttung von Acetylcholin, einem Transmitterstoff, der vom Nerv ausgeschüttet wird, um einen Muskel zu erregen und ihn anzuspannen.
Das Nervengift im Schönheitswahn
Botox hat sich einen großen Bekanntheitsgrad vor allem in der ästhetischen Behandlung gemacht. Häufig wird es gegen Falten auf der Stirn, gegen Krähenfüße rund um die Augen, gegen Zornesfalten oder andere kleine Fältchen im Gesicht verwendet. Aus Hollywood ist Botox nicht mehr wegzudenken, viele Stars setzen auf eine regelmäßige Botox-Behandlung, um jünger zu wirken.
Botox als Heilmittel in der Medizin
Was einige von uns (noch) nicht wissen: Botox kann nicht nur gegen Falten und als Schönheitseingriff eingesetzt werden, sondern auch bei anderen Beschwerden. So zum Beispiel bei Muskelspasmen wie Lidkrämpfen oder bei Blasenbeschwerden, Schmerzen im Nacken- oder Rückenbereich, starkem Schwitzen, Migräne, Kopfschmerzen, Zähneknirschen, Asthma, Tennisarm, Heuschnupfen oder Arthritis. Achtung! Einige der oben genannten Anwendungen sind bisher nur in den USA zugelassen. Egal wofür man das Botox einsetzen möchte: Es gilt immer zuerst, eine Ärztin oder einen Arzt zurate zu ziehen – auch, um andere Erkrankungen ausschließen zu können!
Botox gegen Migräne
Eine Botox-Behandlung kann bei starker bzw. häufiger Migräne helfen, da sie die Spannung von bestimmten Kopf- und Halsmuskeln reduziert, die für die Migräne verantwortlich sein können. Die Ausschüttung des Botenstoffs Acetylcholin wird gemindert, die Muskelaktivität gesenkt. Eine Botox-Behandlung gegen Migräne kostet rund 800 Euro und muss im Schnitt alle 3 Monate wiederholt werden. Das Gute: Sie kann vorbeugend eingesetzt werden.
Botox bei Bewegungsstörungen
Wer anhaltende Muskelverspannungen hat, die die Bewegung einschränken, kann eine Behandlung mit Botox probieren. Das Mittel wird dann gezielt in die beanspruchten Muskeln gespritzt, damit sie sich wieder entspannen und man sich wieder besser bewegen kann. Ob Botox allerdings hier die richtige Behandlung für euch ist, entscheidet der:die Mediziner:in.
Botox gegen Schwitzen
Wer sehr viel schwitzt (also unter Hyperhidrose leidet), kann sich von einem:r Mediziner:in evtl. mit Botox helfen lassen. Botox wird hierbei unter die Haut gespritzt und blockiert dort die Nervenimpulse an den Schweißdrüsen. Die Folge: Die Drüsen bilden nach der Behandlung deutlich weniger Schweiß. Der Effekt hält mitunter mehrere Monate an. Die Kosten für eine Botox-Behandlung gegen Schweiß liegen zwischen 350 und 1.000 Euro. Die volle Wirkung setzt nach 1 bis 2 Wochen ein.
Botox gegen Krämpfe
Da Botox die Spannung von Muskeln hemmt, kann es auch bei Muskelspasmen bzw. langanhaltenden Krämpfen helfen. Botulinumtoxin wird in den Muskel injiziert, die Nervenimpulse werden blockiert, der Muskel kann sich entspannen und z.B. die Gesichtszüge wieder weicher werden lassen.
Botox gegen Zähneknirschen
Wenn man Botox in die Kiefermuskulatur spritzt, entspannt sich dieser Bereich des Gebisses. Das hilft vor allem, wenn man nachts mit den Zähnen knirscht. Alle, die das (unbewusst) tun, wissen, wie schmerzhaft Zähneknirschen mit der Zeit werden kann. Nicht nur, dass man seine Beißerchen auf Dauer abnutzt, das Knirschen bringt häufig auch Kopfschmerzen, Nackenverspannungen oder Kieferschmerzen mit sich. Botox kann zusätzlich zur Zahnschiene helfen, die Muskulatur zu entspannen.
Botox gegen Schielen
Botox-Behandlungen findet man auch im Zusammenhang mit starkem Schielen. Es soll zum Beispiel eingesetzt werden, wenn Operationen (noch) nicht möglich sind. Bei dem Eingriff wird Botox in die Augenmuskeln gespritzt. Das Problem: Hier fehlt es an ausreichend wissenschaftlichen Untersuchungen, die Wirksamkeit ist fraglich und bei bestimmten Schielstellungen soll das Botox sogar gar nicht wirken.
Hat Botox Spätfolgen?
Wenn Botox richtig angewendet wird, hat es keine Spätfolgen. Wichtig ist, dass man eine Behandlung nur vom Profi durchführen lässt, damit Botulinumtoxin nicht aus Versehen zu nah an falschen Muskeln gespritzt wird und dann z.B. die Augenlider unbeabsichtigt hängen.
Wie gefährlich ist Botox für den Körper?
Erschreckend ist: Dosiert man Botox über, kann dies tödlich enden! Gleich aber Entwarnung: Lässt man die Behandlung von einer Fachfrau oder einem Fachmann durchführen, ist eine Überdosierung so gut wie unmöglich. Was bei der Anwendung von Botox aber passieren kann: Es können kurzzeitige Nebenwirkungen auftreten. Möglich sind Schwellungen, Rötungen und Blutergüsse und wie bei jedem Eingriff kann sich die Einstichstelle infizieren; seltener sind Allergien; je nach Ort der Injektion und Art können für 2 bis 4 Wochen Aussprache sowie Trinken und Essen erschwert sein; sehr selten bildet der Körper Antikörper gegen das Nervengift.
Wann wird Botox verwendet?
Botox wird häufig verwendet, um Falten – vor allem im Gesicht – zu glätten. Da es die Übertragung von Nervenimpulsen auf die Muskulatur blockiert und diese so entspannt, kann es zudem bei einigen Beschwerden rund um Muskelkrämpfe und Spasmen sowie bei gesundheitlichen Problemen, die sich auf eine gestörte Reizübertragung zurückführen lassen, eingesetzt werden.
Wie lange hält die Wirkung von Botox an?
Eine Botox-Behandlung ist reversibel, das heißt, der Effekt bildet sich nach einer Zeit zurück. Die Wirkungsdauer hängt von dem Ort der Injektion ab. Häufig liest man, dass eine Behandlung nach rund 2 bis 3 Monaten aufgefrischt werden muss. Laut Aussagen von Experten:innen hat der Körper das Botox nach etwa 3 bis 6 Monaten wieder abgebaut und die Muskeln arbeiten wieder wie vor dem Eingriff. Dinge wie Sauna, viel Sport und starkes Schwitzen beschleunigen den Abbau des Nervengifts, da sie die Durchblutung der Muskulatur anregen.
Darauf sollte man bei einer Botox-Behandlung achten
Man sollte eine Botox-Behandlung immer nur von Experten:innen durchführen lassen und sich zusätzlich gut beraten lassen! Schwangere und Stillende sollten sich nicht botoxen lassen. Wer sich das Nervengift spritzen lässt, sollte innerhalb der nächsten 4 Stunden nach der Behandlung nicht rauchen, 48 Stunden keinen Sport treiben und mindestens eine Woche auf Sauna oder intensive Sonneneinstrahlung verzichten. Alle weiteren Dinge, die ihr nach einer Behandlung mit Botox beachten müsst, sagt euch euer Arzt oder eure Ärztin.
Vor- und Nachteile von Botox
Vorteile einer Botox-Behandlung:
- schnell und relativ unkompliziert
- es ist (bei richtiger Behandlung) mit keinen Spätfolgen zu rechnen
Nachteile einer Botox-Behandlung:
- die Behandlung ist teuer
- Botox muss gespritzt werden
- die Wirkung von Botox ist nicht dauerhaft
- man muss sich bewusst sein, dass man ein Nervengift gespritzt bekommt und es kann immer zu Komplikationen oder Nebenwirkungen kommen
- nach der Behandlung können sich Blutergüsse und Schwellungen bilden