Weder fair noch cool
Fast Fashion: Warum Billig-Mode zum echten Problem für Mensch und Umwelt wird
- Aktualisiert: 04.11.2024
- 09:30 Uhr
- Annalena Graudenz
Wer gern shoppen geht, hat vermutlich auch das ein oder andere Fast Fashion Teil im Kleiderschrank. Denn die günstig produzierten Kollektionen sind darauf ausgelegt, dass sie sich ein Großteil der Bevölkerung leisten kann - doch zu einem hohen Preis für Mensch und Umwelt.
Egal, ob ihr lieber online shoppt oder durch die Läden bummelt: Wann immer man bei Zara, H&M, Primark und Co. vorbeischaut, gibt es Neues zu entdecken. Mit bis zu 24 verschiedenen Kollektionen pro Jahr regen uns manche Labels dauerhaft dazu an, unsere Warenkörbe zu füllen - obwohl unsere Kleiderschränke eigentlich schon überquellen. Der schnelllebige Konsum strapaziert aber nicht nur unser Budget, sondern schadet nachhaltig Umwelt, Mensch und Klima.
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Definition Fast Fashion - Was ist das eigentlich?
Ein neues Kleid für die nächste Party? Das hübsche Top, das ihr urplötzlich einfach haben müsst? Vor dem Urlaub noch schnell den gefühlt zehnten Bikini shoppen, obwohl die anderen noch perfekt passen? Das Phänomen, das wir alle kennen, heißt Fast Fashion und beschreibt günstig produzierte Kleidung, die Kundinnen und Kunden dazu anregt, regelmäßig und viel häufiger als nötig einzukaufen. Große Modemarken können durch billige Produktionen in Ländern wie z.B. Bangladesch oder China schnell auf Trends und Nachfragen reagieren und somit Käufer:innen an sich binden, um so ihre Umsätze zu steigern. Statt auf zwei bis vier Kollektionen im Jahr zu setzen, wie es früher Standard war (also Frühjahr/Sommer sowie Herbst/Winter), werden mittlerweile bis zu 24 Kollektionen pro Jahr lanciert.
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Welche Auswirkungen hat Fast Fashion auf die Umwelt?
Sowohl die Umwelt als auch die Menschen, die schnelllebige Mode produzieren, leiden oftmals unter den Produktionsbedingungen und deren Auswirkungen. Laut der Studie "Fashion on Climate" von McKinsey & Company erzeugt die Textilindustrie 2,1 Milliarden Tonnen CO2 jährlich, was rund 4 % der globalen Emissionen ausmacht. Konkret bedeutet das: Ressourcen wie Wasser, Energie oder Rohstoffe werden in hohem Maß verbraucht, es gelangen Chemikalien sowie Mikroplastik beim Waschen in den Wasserkreislauf und sowohl der Warentransport als auch die Verpackungsmaterialien belasten die Umwelt zusätzlich. Um ein Kilo Baumwolle beispielsweise zu T-Shirts zu verarbeiten, werden allein 15.000 Liter Wasser benötigt – in Ländern mit Dürreperioden wird das zu einer großen Belastung.
Aber auch die Fabrikarbeiter:innen in den besagten Produktionsländern arbeiten oft unter schlechten Bedingungen für Niedriglöhne und ohne Arbeitsschutzmaßnahmen. Im April 2013 gingen die tragischen News eines Fabrikeinsturzes in der Stadt Dhaka in Bangladesch um die Welt, bei dem 1136 Menschen ums Leben kamen.
Jetzt heißt es Bye-Bye Fast Fashion. Wir zeigen euch, wie ihr mit der Capsule Wardrobe zu eurem minimalistischen Kleiderschrank kommt.
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Diese Mode-Marken sind in der Fast Fashion Industrie
Wer zu den Fast Fashion Marken zählt, lässt sich relativ leicht herausfinden. Alle Labels, die (zu) günstige Produkte anbieten und mehrfach im Jahr neue Kollektionen auf den Markt bringen, sind in dem Bereich anzusiedeln. Also neben H&M, Zara und Primark zählen unter anderem auch Mango, C&A, Bershka, Esprit etc. dazu. Die Liste ließe sich unendlich fortführen.
Es gibt sogar noch eine Steigerung, nämlich Ultra Fast Fashion. Vor allem in den letzten Jahren wurden Labels wie Shein, Asos oder Boohoo durch soziale Netzwerke wie Instagram und TikTok immer größer. Hier reichen 24 Kollektionen im Jahr bei weitem nicht aus – Spitzenreiter Shein soll bis zu 1.000 neue Teile pro Tag (!) online stellen – und das für Mini-Beträge.
Tipps zu nachhaltiger Mode
Do It Like A Pro: Nachhaltige Mode Tipps
Fast Fashion reduzieren: Ist Slow Fashion die Lösung?
Zum Glück gibt es eine Gegenbewegung zur schnelllebigen Mode. Das Stichwort lautet Slow Fashion und beschreibt nachhaltig produzierte und ressourcenschonende Kleidung, für die weder Mensch noch Natur leiden müssen. Es gibt immer mehr Marken, die auf recycelte Materialien und Bio-Baumwolle setzen, genau prüfen, wo und wie produziert wird, und die selbst beim Versand ihrer Kollektionen auf nachhaltige Verpackungen setzen. Wer unsicher ist, achtet auf bestimmte Siegel, denn für nachhaltige Produktionen und Materialien gibt es Zertifikate wie zum Beispiel GOTS, Blauer Engel, Oeko-Tex oder Fair Wear.
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Nachhaltige Mode fördern: Ist das mit Fast Fashion vereinbar?
Keine Sorge, ihr müsst nicht ab sofort euren kompletten Konsum einstellen. Mode darf weiterhin Spaß machen. Wer jedoch statt auf fünf billige Tops auf ein hochwertiges setzt, kann schon seinen Beitrag leisten. Außerdem gibt es immer mehr nachhaltige Labels, die coole trendorientierte Kollektionen anbieten. Shoppen und ein gutes Gewissen müssen sich also nicht ausschließen. Wie ihr nachhaltig shoppen und dabei noch Geld sparen könnt, verraten wir hier. Wie ihr euch Inspo von nachhaltigen Influencern holen könnt? Wir haben Accounts gesammelt, denen ihr folgen solltet. Ihr wollt euren Lebensstil ändern und Gutes für die Umwelt und den Geldbeutel tun? So spart ihr beim veganen Einkauf. Nachhaltigkeit ist auch Influencern aus Skandinavien sehr wichtig: Scandi-Style - das macht den skandinavischen Stil so schick! Plus: DIE Top 15 Mode-Influencer aus dem hohen Norden.
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Fazit zu Fast Fashion
Von heute auf morgen komplett auf Fast Fashion zu verzichten, werden die wenigsten schaffen. Zum einen sind nachhaltige Labels für einige Menschen einfach zu teuer, zum anderen überzeugen bestimmte Marken auch einfach mit ihren Designs. Jede:r kann jedoch wenigstens einen kleinen Beitrag zu mehr Slow Fashion leisten, indem man überlegt: Brauche ich das neue Kleid gerade wirklich? Oder habe ich nicht schon genug Auswahl im Kleiderschrank? Vielleicht lässt sich auch das ein oder andere Second Hand shoppen oder auf einer Kleidertauschparty ergattern. Wenn wir alle unseren Konsum etwas zurückfahren, bewusster einkaufen und vermehrt auf Fair statt auf Fast Fashion setzen, ist schon ein großer Schritt in Richtung Umweltschutz getan.