Nagellacke im Check: Was sind die Unterschiede zwischen bio, veganem und herkömmlichem Nagellack?
- Veröffentlicht: 12.04.2022
- 15:00 Uhr
Hält Bio-Nagellack genauso wie herkömmlicher Lack? Deckt veganer Nagellack? Und wie kann Nagellack schadstofffrei sein? Wir haben uns die Produkte, die Unterschiede, alle Vor- und Nachteile ganz genau angeschaut! Damit ihr eure Maniküre und Pediküre in Zukunft auf green und clean umstellen könnt, verraten wir welche Lack-Version wirklich hält, was sie verspricht.
Bio-Beauty boomt! Wer dabei immer noch an langweilige Seifenstücke und komisch riechende Cremetiegel denkt, der kennt die neuen coolen grünen Alternativen noch nicht. Vom Trockenshampoo über Selbstbräuner bis hin zum Wimpernserum – es geht auch natürlich. Und ja, sogar Nagellack kann schadstofffrei, bio-zertifiziert und vegan sein. Erfahrt jetzt mehr!
Der herkömmliche Nagellack
Wirklich guter herkömmlicher Nagellack, lässt sich easy auftragen, deckt und hält (und er stinkt meistens). Der Geruch lässt schon vermuten, dass in diesem Beauty-Produkt jede Menge Chemie drinsteckt. Ein Mix aus synthetischen Inhaltsstoffen, Lösungsmitteln, Kunstharzen, Polymeren und Weichmachern sorgen dafür, dass er allen Ansprüchen gerecht wird. Davon können einige allerdings ziemlich problematisch für den Körper sein.
- Toluol steht im Verdacht, Fruchtbarkeit zu hemmen und kann Übelkeit, aber auch Nerven-, Nieren- und Leberschäden verursachen.
- Phthalate sind Weichmacher, die den Hormonhaushalt beeinflussen können und dabei fortpflanzungs- und erbgutschädigend sein können.
- Formaldehyd wird als Lösungsmittel eingesetzt, soll aber krebserregend sein und kann eventuell Hautreizungen, Rötungen und Kontaktallergien auslösen.
- Formaldehyd-Harz härtet den Lack, steht aber auch unter Verdacht, krebserregend und Allergie-auslösend zu sein.
- Campher ist ein weiterer Weichmacher, der Übelkeit oder sogar Rauschzustände und Verwirrtheit auslösen kann. Allerdings nur bei hoher Dosierung.
- Xylene ist ein Lösungsmittel, das häufig Kopfschmerzen, Schwindel und sogar Atemnot auslösen kann.
- Triphenylphosphat kurz TPHP, oder oft auch TPP, wird über den Nagel aufgenommen und im Körper zu DPHP verstoffwechselt. TPHP wird als Weichmacher in Nagellacken verwendet, steht aber auch unter Verdacht, Hormonsystem, Fruchtbarkeit, das Nervensystem und sogar den Stoffwechsel zu beeinflussen.
- Kolophonium ist zwar ein natürliches Harz aus Nadelhölzern, kann aber trotzdem Allergien und Asthma auslösen.
Vor- und Nachteile von herkömmlichen Nagellacken
Klassischer Nagellack ist uns vertraut, entsprechend einfach in der Anwendung, er hält zwischen vier Tagen und einer Woche, ohne zu splittern. Die Farbauswahl scheint endlos zu sein, sodass unserer Nail-Art-Kreativität keine Grenzen gesetzt sind. Es gibt unterschiedliche Stufen an Deckkraft, extrastarken Glanz, Glitter-Effekte und Matt-Finish. Dafür bestehen sie aus einem regelrechten Chemie-Cocktail, dessen Bestandteile immer mehr in Kritik geraten. Wer also die oben genannten Nachteile und Nebenwirkungen wie Übelkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Allergien und Hautreizungen, aber vor allem Hormonstörungen oder ein erhöhtes Krebsrisiko umgehen möchte, der sollte die Inhaltsliste genau studieren und nach sogenannten Free-Nagellacken Ausschau halten. Diese Free-Lacke verzichten auf mehr oder weniger viele der kritischen Inhaltsstoffe und sind dementsprechend gestaffelt. 3-Free-Lack ist frei von Phthalate, Toluol und Formaldehyd. 4-Free-Lack und 5-Free-Lack streichen zusätzlich Campher und Kolophonium von ihrer INCI-Liste. Schließlich sind 7-Free-Lacke on top noch tierversuchsfrei und vegan. Aber auch in diesen Lacken sind immer noch synthetische Farbstoffe, erdölbasierte Stoffe, UV-Filter oder Weichmacher enthalten.
Bio-Nagellack
Ist Naturkosmetik nicht immer bio? Nicht unbedingt. Beide Begriffe, Biokosmetik und Naturkosmetik, sind rechtlich nicht geschützt. Allerdings gibt es Siegel und Label, die entsprechende Produkte kennzeichnen, sodass ihr euch beim Kauf schnell und sicher orientieren könnt. Grundsätzlich unterscheiden die meisten Organisationen, die Zertifikate vergeben, zwischen naturnaher Kosmetik, Naturkosmetik und Biokosmetik. Zu Naturkosmetik zählen Produkte, die aus natürlichen, hauptsächlich pflanzlichen Inhaltsstoffen bestehen. Bei Biokosmetik sind die pflanzlichen Inhaltsstoffe zudem aus biologischem Anbau gewonnen.
Bio-Nagellacke sind also natürlich und bio-zertifiziert und haben dementsprechend eine ganz andere Zusammensetzung und Konsistenz – sie unterscheiden sich auch vom Tragegefühl, dem Geruch und Ergebnis. Trotzdem kann auch Bio-Nagellack mit Farbe, Glanz, Deckkraft und Halt überzeugen. Bevor der Bio-Nagellack von Provida auf den Markt kam, konnte sich kein anderer Lack mit dem Bio-Siegel NCCO auszeichnen. Und auch danach dauerte es einige Zeit, bis vergleichbare Produkte nachkamen. Der Pionier-Bio-Lack setzt sich aus Bio-Alkohol, Shellack, aus den Ausscheidungen der Lackschildlaus, Benzoeharz, verschiedenen Ölen, Japankampfer, Carnaubawachs und verschiedenen Aromen zusammen. Der Lack ist also nicht vegan, da er auf Läuse angewiesen ist.
Vor- und Nachteile von Bio-Nagellack
Biologische Nagellacke haben eine etwas dickflüssigere Textur und Konsistenz, aber auch einen einzigartig starken Glanz. Zudem sind die Inhaltsstoffe unbedenklich und hautfreundlich. Allerdings halten sie nicht ganz so lange wie herkömmliche Nagellacke. Ohne Base- und Top-Coat splittern sie meist früh ab. Allerdings kann man sie ebenso wie die klassischen Lacke mit einer entsprechenden Maniküre- und Pediküre-Routine und den schützenden Base- und Top-Schichten länger haltbar machen. Gut zu wissen: Bei Bio-Lacken neigen die einzelnen Stoffe dazu, sich voneinander "zu trennen". Das sollte man nicht fehldeuten, denn das bedeutet nicht, dass der Nagellack gekippt ist und nicht mehr verwendet werden kann. Ihr müsst den Lack nur vor der Verwendung ordentlich schütteln. Haben sich alle Stoffe wieder gut verbunden, kann man die Nägel wie gewohnt lackieren. Da der Lack etwas dickflüssiger ist, trocknet er etwas langsamer, das bedeutet zum einen, dass man kleine Fehler und Patzer ohne Hektik ausbessern kann und zum anderen, dass er erst nach 15 Minuten komplett getrocknet ist und keine Druckstellen mehr abbekommt.
Veganer Nagellack
Vegan bedeutet nicht gleich green und auch nicht gleich clean. Auch Naturkosmetik kann noch tierische Stoffe enthalten. Ein naturkosmetisches Siegel ist somit keine Garantie für ausschließlich pflanzliche Inhaltsstoffe. Selbst cruelty-free Nagellacke sind noch nicht gleichzusetzen mit veganem Nagellack. Allerdings gibt es auch für vegane Produkte eigene Zertifikate und Siegel, die euch helfen, die entsprechenden Nagellacke schnell und einfach zu finden. Wann ist Nagellack nun also vegan? Veganer Nagellack enthält keine tierischen Inhaltsstoffe. In herkömmlichem Nagellack können häufig Karmin und Guanin enthalten sein. Karmin wird von Cochineal-Käfern gewonnen und ist ein rotes Pigment. Guanin kommt aus Fischschuppen und wird als Glitter in Glitzer- oder Metallic-Tönen verwendet. Außerdem darf veganer Nagellack auch nicht an Tieren getestet sein.
Vor- und Nachteile von veganem Nagellack
Veganer Nagellack ist in seiner Textur und Konsistenz und dementsprechend auch in seiner Anwendung identisch zu herkömmlichem Nagellack. Sie lassen sich gleich aufpinseln, decken und halten gleich gut wie die Nagellacke, die ihr gewohnt seid. Im Vergleich sind sie aber wesentlich tierfreundlicher und zudem nachhaltiger. Allerdings bedeutet vegan nicht gleich schadstofffrei und natürlich. Wer ein veganes Siegel auf dem Nagellack entdeckt, kann also nicht gleichzeitig davon ausgehen, dass das Produkt auch vollkommen unbedenklich ist.
Darauf kommt es bei einem guten Nagellack an
Möchte man nun also den perfekten Nagellack küren, so müsste dieser schnell trocknen, optimal decken, lange halten, frei von Nasties, cruelty-free, bio-naturkosmetisch zertifiziert und vegan sein. Was ihr selbst von einem guten Nagellack erwartet, hängt davon ab, was euch besonders wichtig ist. Wollt ihr hauptsächlich sicher vor gesundheitsschädlichen und problematischen Inhaltsstoffen sein, dann greift ihr zu Free-Nagellacken. Wer Wert legt auf einen tier- und umweltfreundlichen Nagellack, sollte Ausschau nach Produkten halten, die vegan und free von Nasties sind. Denn wie gesagt, das eine setzt das andere noch nicht voraus. Für alle, die natürlich lackieren wollen, gibt es Bio-Lacke. Biologische Nagellacke sind frei von den oben genannten Schadstoffen und meist auch vegan, wobei dies kein Muss ist.
Nagellack im Check: Fazit
Die Auswahl an Nagellack-Farben scheint endlos. Ihr könnt Ton, Textur und Finish wählen. Bei den Free-Lacken gibt es inzwischen auch eine beeindruckend große Farbauswahl. Vegane Produkte können damit auch noch sehr gut mithalten. Allerdings kommen Bio-Nagellacke nicht an die Farb-Vielfalt der Konkurrenz heran. So großartig der Gedanke auch klingt, einen Nagellack zu nutzen, der weder dem eigenen Körper, noch Tieren oder der Umwelt schadet, so schwer sind diese Nagellacke immer noch auffindbar. Doch der Markt von schadstofffreien, veganen oder eben natürlichen Alternativen wächst und wir behalten ihn im Auge.