Alle wissen, wie es riecht - aber nicht, was es ist
Was ist Oud? Die begehrte Parfum-Zutat im Check
- Veröffentlicht: 14.02.2024
- 09:00 Uhr
- Jannah Fischer
Oud gilt als einer der kostbarsten Inhaltsstoffe für Parfums. Und als eine der beliebtesten Duftnoten. Wetten, dass auch du eine Oud-Kreation besitzt? Aber was ist Oud überhaupt? Warum sind Parfums mit dem Duftstoff so teuer und ist er eigentlich vegan?
Woher stammt der sinnliche Duft?
Oud ist weltweit populär und einer der exklusivsten Duftstoffe, die in der Haute Parfumerie eingesetzt werden. Das wohlriechende Harz, das auch als Adlerholz bekannt ist, wird auch als Räucherholz verwendet. Der asiatische Adlerholzbaum schützt sich damit vor Pilzinfektionen oder Verletzungen in der Rinde.
Wie wird Oud gewonnen?
Im Wesentlichen kann man den Prozess der Oud-Entnahme in vier Schritten erklären.
- Schimmel im Baum: Die Aquilaria-Bäume werden durch natürliche Prozesse oder durch gezielte Infektion mit einem speziellen Pilz (Phialophora parasitica) infiziert. Dieser Prozess kann mehrere Jahre dauern.
- Harz wird gebildet: Als Reaktion auf die Infektion bildet der Baum ein Harz, um sich vor der Ausbreitung des Pilzes zu schützen. Dieses Harz ist das begehrte Oud.
- Reifungsprozess: Das Harz reift im Laufe der Zeit und wird während dieses Prozesses mit verschiedenen Aromen und Duftstoffen angereichert. Dieser Reifungsprozess kann mehrere Jahre dauern, oft sogar Jahrzehnte.
- Ernte und Verarbeitung: Nach der ausreichenden Reifung wird das Harz geerntet, getrocknet und oft weiter verarbeitet, um das ätherische Oud-Öl zu gewinnen.
Oud ist also ein natürlicher, pflanzlicher Stoff - anders als echter Moschus, der tierischen Ursprungs ist. Darum gilt Oud als veganer Duft, sei es in der echten oder der synthetischen Variante.
Gibt es auch synthetisches Oud?
Wenn echtes Oud - vielleicht sogar in Verbindung mit anderen besonderen Zutaten wie echtem Amber - in einer Komposition steckt, wird das Parfum ganz schnell zum Luxusgut.
Preiswerte Düfte mit dem Räucherholz gibt es natürlich trotzdem. Denn Oud kann auch synthetisch hergestellt werden, was die Kosten erheblich reduziert. Sie werden gerne genutzt, um die seltenen Oud-Öle zu ersetzen oder zu ergänzen, sodass man einfach weniger vom teuren Duftstoff verwenden muss.
Dabei gibt es unterschiedliche Wege, Oud künstlich zu produzieren:
- Chemische Synthese: Die Moleküle, die für den Oud-Duft verantwortlich sind, können im Labor synthetisch nachgebildet werden. Dies ermöglicht eine präzise Kontrolle über den Duft und versetzt Parfümeure in die Lage, verschiedene Facetten des Oud-Aromas gezielt zu modellieren.
- Fermentation: Einige Unternehmen setzen auf biotechnologische Ansätze wie die Fermentation von Mikroorganismen, um ähnliche Duftstoffe zu erzeugen. Diese Methode imitiert die natürlichen Prozesse, die zur Bildung von Oud in Aquilaria-Bäumen führt.
- Holzextraktion: Manchmal wird synthetisches Oud auch aus Holzextrakten hergestellt, um den harzig-holzigen Charakter des echten Oud zu imitieren.
Das synthetische Oud ist sehr nah am Geruch des natürlichen Ouds, ihm fehlt es aber an Tiefe und Komplexität. Um das zu erschnuppern, benötigt man allerdings schon ein sehr feines Näschen und große Duftexpertise. Die synthetische Variante mindert also nicht den alltäglichen Parfumgenuss, aber sicher den Schock an der Kasse beim Bezahlen des neuen Oud-Dufts.
Nach was riecht Oud?
Echtes Oud variiert je nach "Reifegrad". Je länger ein Baum vom Schimmelpilz befallen ist, desto stärker ist der Duft. Ebenso abhängig ist die Intensität des majestätischen Aromas auch vom Alter der Pflanze und ihrem Lebensraum.
An sich riecht Oud aber warm, rauchig, harzig-holzig und auch etwas animalisch-erdig nach Moschus. Jüngeres Oud kann aber auch leicht süßlich riechen. Ein sehr vielseitiges Geruchserlebnis.
Oud wird oft als Fixateur in der Basisnote eingesetzt, da es eine schwere, lang anhaltende Komponente ist. Ein Fixateur ist ein Duftstoff, der besonders lange auf der Haut liegen bleibt. Auf ihm kann man dann easy andere Duftnoten aufbauen, die sich leichter verflüchtigen. Oud macht Düfte wärmer und facettenreich.
Warum ist echtes Oud so teuer?
Oud wird nachgesagt, dass es eines der teuersten Parfümöle der Welt ist, weshalb es auch als "flüssiges Gold" bezeichnet wird. Die Preise variieren hierbei, und sind von verschiedenen Faktoren wie Reifezeit oder auch der Art des Adlerholzbaums abhängig. Es gibt nämlich mehrere Sorten von Aquilaria: Einige bilden höherwertiges Oud als andere, manche sogar keins. Gutes Oud ist selten, was den Preis nach oben schnellen lässt - wie auch Parfum-Influencer Jeremy Fragrance erläutert.
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Zudem bringen die meisten Bäume erst ab einem Alter von 60 Jahren Harz hervor, wenn sie vom Schimmelpilz befallen werden. Die Harzbildung dauert dann noch einmal 20 Jahre, bis sich der Abbau auch lohnt. Sprich: Man ist für etwas Oud schon fast 80 Jahre nur mit Warten beschäftigt. Klar, dass das teuer wird.
Sehr hochwertiges, gut gereiftes Oud kann je nach Quelle Spitzenpreise um die 50.000 oder gar 250.000 US-Dollar erzielen! Das ist dann aber eher die Ausnahme, als die Norm. Die regulären Preise liegen zwischen 400 und 5.000 Dollar pro Kilo.