Wie arbeiten die Sprecher Kappei Yamaguchi und Ryō Horikawa?
Interview mit "Detektiv Conan"-Synchronsprechern: Darum wird in Japan anders synchronisiert als bei uns
- Aktualisiert: 02.09.2024
- 12:24 Uhr
- mh
Zum Start des 26. Kinofilms der "Detektiv Conan"-Reihe plaudern die langjährigen Sprecher Kappei Yamaguchi und Ryō Horikawa über den Alltag als Synchronsprecher und über ihre Vorlieben bei der beliebten Serie.
Das Wichtigste in Kürze
"Detektiv Conan" ist eine erfolgreiche Animeserie mit über 1000 Folgen und (Stand 2024) 27 Kinofilmen. Auch in Deutschland ist die Serie sehr beliebt.
Während in Deutschland die Sprecher einzeln aufgenommen werden, geht man in Japan andere Wege.
Im Interview erklären die japanischen Synchronsprecher Kappei Yamaguchi und Ryō Horikawa, wie sie arbeiten.
"Detektiv Conan"-Sprecher gespannt auf die Fans
"Detektiv Conan" ist ein Phänomen: In über 1000 Folgen der Anime-Serie ermittelt der kleine Detektiv groteske und komische Fälle und auch die Kinowelt hat er schon lange erobert. Sein 27. Filmabenteuer "Das 1-Million-Dollar-Pentagram" startet am 27. August 2024 in den deutschen Kinos, nachdem es in Japan schon über 15 Milliarden Yen (etwa 87 Millionen Euro) eingespielt hat.
Vor dem deutschen Kinostart treffen wir die japanischen Sprecher der Figuren Shin'ichi Kudō und Kaito Kid (Kappei Yamaguchi) sowie Heiji Hattori (Ryō Horikawa) auf der Animagic in Mannheim zum Interview.
Vor der Kongresshalle stehen die Animefans geduldig in mehreren langen Schlangen und warten darauf, dass die Messe öffnet - in einem Raum des daneben liegenden Hotels sitzen frisch aus Japan eingeflogen vor einer Tasse schwarzen Kaffee die Sprecher Kappei Yamaguchi und Ryō Horikawa. Die deutschen Fans konnten sie noch nicht treffen, die Schlange jedoch ist ihnen schon aufgefallen und hat sie in gewisse Aufregung versetzt.
So läuft Synchronisation in Japan ab
ProSieben: Könnten Sie beschreiben, wie Synchronisieren in Japan abläuft und wie lange es dauert, eine Episode zu synchronisieren?
Ryō Horikawa: Vor Covid haben wir Sprecher:innen alle zusammen an einem Ort aufgenommen. Die Zeit danach haben wir es getrennt gemacht, aber jetzt kehren wir zur früheren Methode zurück.
Kappei Yamaguchi: Vor Covid hat eine 30-minütige Episode zwei bis drei Stunden gedauert. Einen Film haben wir einfach an einem Tag gemacht.
Horikawa: Wir haben um 10 Uhr morgens angefangen und bis 12 Uhr nachts gearbeitet. 14 Stunden, Tempo! Aber ich möchte auch nicht unterbrechen, weil sonst die Anspannung nachlässt. Und ich möchte nicht, dass das passiert. Ich möchte es einfach an einem Tag erledigen. Nur an einem Tag, das ist alles.
Yamaguchi: Für einen Film haben wir auch schon mal 16 bis 17 Stunden an einem Tag gearbeitet. Aber wir machen es so, um die Stimmung aufrechtzuerhalten. Wir ziehen es vor, alles innerhalb eines Tages abzuschließen.
Horikawa: In Japan ist es für die Schauspieler oft das erste Mal, dass sie den Film auf dem Bildschirm sehen. Und gleichzeitig ist es auch das erste Mal, dass sie das Dialogbuch lesen. Nachdem sie das gesehen haben, müssen sie dann vor dem Mikrofon ihre Rollen einsprechen. Unglaubliche Dinge passieren immer in Japan.
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Was würden Sie sagen, ist der wichtigste Aspekt, wenn man die Stimme für eine Anime-Figur erarbeitet?
Horikawa: Ich spiele den Charakter des Animes nicht, ich bringe mich selbst in die Rolle ein, zum Beispiel Heiji Hattori bei "Detektiv Conan". Das Wichtigste für mich ist, meine Gefühle direkt auszudrücken, ohne zu zögern.
Yamaguchi: Bei "Detektiv Conan" kommt vor Shin’ichi der von Minami Takayama gesprochene Conan. Deshalb achte ich darauf, eine einheitliche Figur zu schaffen und nicht zwei sehr unterschiedliche Persönlichkeiten darzustellen. Bei Kaito Kid hingegen fühle ich mich freier, den Charakter stärker selbst zu gestalten. Bei Conan, als Teil eines Gesamtwerks, schätze ich die Teamarbeit besonders.
"Mein Charakter ist so cool"
Welche Szene war im neuen Film am schwierigsten zu synchronisieren und welche hat am meisten Spaß gemacht?
Horikawa: Ich liebe Heiji Hattoris Dialog ganz am Ende des Films (Mehr können wir nicht verraten, Anm. d. Redaktion)!
Yamaguchi: Es gibt eine Szene, in der Conan, Kid und Heiji im Zug diskutieren. Das war besonders spaßig, weil die drei Jungs im gleichen Alter sind und zusammen im Zug unterwegs sind. Es ist etwas, das wir normalerweise in Schulen sehen - sehr nah beieinander, wie enge Freunde.
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Die Serie läuft schon sehr lange, und Sie sprechen die Charaktere schon eine ganze Weile. Hat sich in der Zeit etwas verändert?
Horikawa: Tatsächlich hat sich für mich beim Schauspielern nichts geändert. Es ist immer noch dasselbe, und ich möchte es so machen.
Yamaguchi: Im Laufe der 25 Jahre, in denen ich die Figur spreche, habe ich viele Erfahrungen gesammelt, und es ist natürlich, dass ich diese Erfahrungen in meine Darstellung der Figur einfließen lasse. Dadurch verändert sie sich selbstverständlich, aber das passiert bei jeder Figur. Ich denke, das ist eine gute Sache.
Wenn Sie jemals einen anderen Charakter in Conans Geschichte spielen könnten, gäbe es jemanden, den Sie gern übernehmen würden?
Yamaguchi: Ein Charakter, den ich wirklich mag, ist der Polizeibeamte Yamamura aus Gunma. Aber wenn ich älter werde, würde ich gerne mal Professor Agasa sprechen.
Horikawa: Ich würde gerne die Rolle von Ai Haibara sprechen. Wenn ich könnte, würde ich es gerne probieren (lacht).
Welche Gemeinsamkeiten haben Sie mit den Charakteren, die Sie synchronisieren?
Horikawa: Ich finde keine Ähnlichkeiten zwischen mir und dem Charakter. Aber er ist das, was ich jetzt bin (lacht).
Yamaguchi: Mein Charakter ist so cool. Ich versuche, da mitzuhalten.