LignoSat
Satellit aus Holz: So soll Raumfahrt nachhaltig werden
- Veröffentlicht: 26.02.2024
- 17:00 Uhr
- Peter Michael Schneider
Im Sommer soll LignoSat starten, der weltweit erste Satellit aus Holz. Der Plan: Bei seiner Rückkehr in die Erdatmosphäre verglüht der japanische Naturstoff-Trabant ohne umweltschädliche Metall-Reste zu hinterlassen. Kann das klappen?
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Das Wichtigste in Kürze
Die japanische Raumfahrtagentur Jaxa plant noch im Sommer 2024, einen Satelliten aus Magnolienholz ins All zu starten - der erste seiner Art.
Ziel: Der nur Milchtüten-großer LignoSat soll die Raumfahrt umweltfreundlicher machen.
Bei seiner Rückkehr in die Erdatmosphäre soll er verbrennen, ohne giftige Rückstände in der Luft zu hinterlassen.
Tests auf der ISS ergaben, dass Magnolienholz unter den harten Bedingungen des Weltraums kaum an Stabilität verliert.
LignoSat, der grüne Satellit
LignoSat auf der Erde: Die Holzstruktur ist gut zu erkennen. Die japanischen Wissenschaftler:innen gehen davon aus, dass der Satellit beim Verglühen deutlich weniger Schadstoffe in die Atmosphäre entlässt als herkömmliche Satelliten aus Metall.
So wurde das Satelliten-Holz im Weltraum getestet
Um sicher zu sein, dass Holzsatelliten nicht zerbrechen, schickten Wissenschaftler der Universität Kyoto drei Holzproben zum japanischen Experimentiermodul Kibo der Internationalen Raumstation: Birke, Magnolie und Kirsche.
Dort sollten die Astronaut:innen an den Holzsorten testen, ob und wie sich der Naturstoff verändert, wenn es dem Vakuum, Temperaturschwankungen von mehreren Hundert Grad Celsius und harter Weltraumstrahlung ausgesetzt ist.
Ergebnis: Nachdem der japanische Astronaut Koichi Wakata das Holz zur Erde gebracht hatte, zeigten Tests, dass es auch nach zehn Monaten im All keine Risse hatte und nahezu genauso stabil war wie vorher.
Laut den Wissenschaftler entschied sich das Team für Magnolienholz, weil es gut zu verarbeiten ist, und in allen drei Raumrichtungen stabil ist.
Aluminium: Der Stoff, aus dem (normalerweise) Satelliten sind
Normalerweise werden die Gehäuse von Satelliten aus Aluminium gebaut. Das Leichtmetall lässt sich gut verarbeiten und verbrennt größtenteils in der Atmosphäre - allerdings rieseln Rückstände des Metalls relativ lange durch die Atmosphäre zu Boden.
Warum Satelliten künftig zum Umwelt-Problem werden könnten
- Zeitenwende im All: 2010 umrundeten weniger als 1000 aktive Satelliten die Erde. Heute sind es schon mehr als 5000. In wenigen Jahren werden es voraussichtlich mehr als 100.000 sein, da zahlreiche Unternehmen riesige Satellitennetze bauen und planen.
- Das hat Konsequenzen: Die Satelliten sollen dort nur wenige Jahre Internet auf die Erde funken. Anschließend sollen sie verglühen, um gegen einen neuen ausgetauscht zu werden.
- Verglühen nur wenige Satelliten pro Jahr in der Erdatmosphäre wie in den vergangenen Jahrzehnten hat das praktisch keine Auswirkungen.
- Sind es aber Tausende könnten jährlich mehr als 5.000 Tonnen Aluminium und andere Metalle wie Titan als winzige Partikel in der Atmosphäre landen, hat der US-amerikanische Astronom Ronald Drimmel ausgerechnet.
- Verglühen die Satelliten nicht vollständig, erreichen Reste von ihnen die Erdoberfläche und können Menschen treffen. Allerdings versichert SpaceX, seine Satelliten so bauen, dass sie vollständig verglühen.
Satelliten-Holz Magnolie Honoki
Die Honoki-Magnolie (Magnolia obovata) wächst in Japan und wird bis zu 30 Meter hoch. Die Magnolienart ist aber nicht zu verwechseln mit der ebenfalls aus Asien stammenden, aber bei uns populären Tulpen-Magnolie.